Magyar Vizsla - eine Rasse mit Geschichte

 

Es begann wohl alles im  9. Jahrhundert und irgendwie ist es eine von Kriegen geprägte Geschichte:  asiatische Reitervölker, die Vorfahren der Magyaren, brachten auf ihren Plünderungszügen  in das ungarische Flachland unterschiedliche Arbeitshunde mit: einige davon mittelgroß, kurzhaarig, sandfarben bis rötlich und mit der klar definierten Aufgabe, den berittenen Falknern das Wild aufzustöbern. Mehr als ein halbes Jahrhundert  später waren es die Türken, die in Ungarn Einzug hielten - im Gepäck die gelben Türkenhunde aus ihrer vorderasiatischen Heimat und wiederum die Tradition der Beizjagd zu Pferde.  Wie die Vogelhunde der Magyaren waren auch die Türkenhunde mittelgroß, kurzhaarig, gelblich, mit gehörigem Windhundeinschlag und vorzüglichen Stöbereigenschaften.

Zweifellos haben die Hunde der Magyaren und Türken, den "Jagdhund-Genpool" Ungarns maßgeblich beeinflusst, denn im 18. Jahrhundert brachte die Hundezucht in Ungarn einen wiederum gelben Stöberer hervor, den Vizsla - einen Hund, der durch sein jagdliches Können begeisterte und bald zur meist verbreiteten Jagdhundrasse des Landes zählte. Der Hype um ihn währte jedoch nicht lang, denn die Jagd war im Wandel: die Landwirtschaft veränderte die Reviere, die Jagd mit der Waffe verdrängte die traditionelle Beizjagd. Es war so ungefähr in der Zeit von 1860 bis 1914, als die ungarische Aristokratie Damwild und Fasane einführte, um ihre höfische "Jagdkultur" aufzuwerten . Zu dieser Zeit kamen die ersten ausländischen Vorstehhunde mit englischen und mährischen Jagdherren nach Ungarn .... sie konnten nicht nur Stöbern und aus der Deckung treiben, sondern auch Vorstehen und Apportieren und waren für die veränderten Bedingungen die geeigneteren Jagdgefährten. Auch die ungarischen Jäger wollten jetzt bessere Hunde. Durch gezielte Verpaarungen mit anderen Rassen, die die gewünschten Anlagen - allen voran das "Vorstehen" - in sich trugen, wollten sie einen "neuen Vizsla" kreieren.  Über die Jahre wurden Pointer, vereinzelt Irish Setter, auch deutsche Vorstehhunde,  wie z.B. der Deutsch Kurzhaar und ab und an sogar Schweißhunde eingekreuzt.

 

 

Die gute Nachricht: die Vizslazucht hatte Bestand - die schlechte: sie unterlag keinerlei Kontrolle, jeder machte was er wollte und  es gab immer wieder Einkreuzungen, die das einheitliche Bild der Rasse beeinträchtigten, lediglich auf den Erhalt der typischen Farbe wurde immer Wert gelegt.

Einige "Up´s and Down´s" später, änderte sich das 1920 endlich, als die Vereinigung ungarischer Magyar-Vizsla-Züchter gegründet, ein Rassestandard erstellt und ein Zuchtbuch geführt wurde. Der Beginn der kontrollierten Reinzucht.  Im Jahre 1935 schließlich wurde der Magyar Vizsla durch die FCI (Fédération Cynologique International) offiziell als Rasse anerkannt.

Nach Ende des 2. Weltkrieges, während der sowjetischen Besatzungszeit, wäre es dann beinahe doch noch um die Rasse geschehen - über 80% der Vizsla wurden in alle Himmelsrichtungen verstreut, die Fortführung der Zucht schien ein fast aussichtsloses Unterfangen. Nur engagierten Züchtern und Liebhabern dieser Rasse sowie Tierfreunden, die herrenlosen Vizsla in den Nachkriegswirren ein Zuhause gaben, ist der Erhalt dieser edlen Hunde zu verdanken. Das Zuchtbuch verschollen und keinerlei Möglichkeit, die Tiere zu identifizieren, wusste man sich zu helfen:  gesucht wurden Hunde mit dem richtigen Erscheinungsbild und einer sehr guten Nase. Die Nachzucht folgte einem strikten Plan: Zeigten die Nachkommen keinen rassefremden Einschlag, wurden die Elterntiere daraufhin im Zuchtbuch registriert - der Grundstock unserer heutigen Vizsla-Population.

In seinem Heimatland Ungarn wurde der Magyar Vizsla übrigens 2004 zum Nationalschatz erklärt.

 

Der Vizsla - Heute

 

Der Vizsla ist im Trend:  die Werbung für den treusorgenden Hundehalter beweist es. Dort begegnen wir immer häufiger dem Blick aus den schönen, bernsteinfarbenen Augen eines Vizsla. Er ist "in", so herrlich in der Farbe, schön anzusehen, elegant  und mit zauberhaftem Wesen.

Stimmt ja auch! Sie sind wunderschön, freundlich und anhänglich, wahnsinnig fröhlich, sprühen vor Energie und wollen ihrem Besitzer gefallen .... und sie sind vor allem JAGDHUNDE ... ausgestattet mit  vorzüglichen Anlagen, wie ausdauerndem Vorstehen, einer hervorragende Nase, Freude an der schnellen Suche, ausgeprägtem Finderwillen und einer angewölften Apportierfreudigkeit - ein universell einsetzbarer Jagdhund, der in Feld, Wald sowie im Wasser gleichermaßen gut jagt.

Der Vizsla muss sich hinter den deutschen Vorstehhunden nicht verstecken !

Dank intensiver Leistungszucht und besserer Ausbildungsmethoden, sind die Zeiten, in denen auf einer Zuchtausleseprüfung, derjenige Hund, der das Wasser annimmt, auch Suchensieger wird, definitiv vorbei.

Und doch macht den Vizsla etwas besonders: es ist sein Wesen! Er hat ein ausgeprägtes Kontaktbedürfnis - mancher empfindet ihn als anhänglich, anderen ist er fast lästig.  Der Vizsla ist intelligent, lernwillig, neugierig, duldsam aber auch sensibel. Er fordert seinen Besitzer: der sollte sich im Voraus überlegen, ob er zu einer solch engen und bedingungslosen Partnerschaft bereit ist, denn die braucht es, um einen Vizsla führen zu können. Aber dann - als Familienmitglied akzeptiert und integriert und seinen Anlagen entsprechend gefördert - entfaltet der Vizsla sein ganzes Potential und sein Führer gehört zu denen, die aus vollem Herzen sagen: Einmal Vizsla, immer Vizsla!

 

Hundebesitzer hingegen, deren Kriterien bei der Anschaffung eines Hundes sein schönes Aussehen und vielleicht ein pflegeleichtes kurzes Fell sind und die sich von den häufig genannten Vizsla-Attributen "leichtführig" und "kinderlieb" angesprochen fühlen,  sind mit dieser Rasse oft nicht gut beraten  und erleben sie nicht selten als "unkontrollierbare Nervtöter"  -  denn ein  Vizsla stellt durchaus einige Anforderungen an seine Besitzer:

 

Familienanschluss - ein Vizsla gehört nicht in den Zwinger.

Aufmerksamkeit, Bewegung und Beschäftigung - stundenlanges Fahrradfahren lastet ihn nicht aus,

Nasen- und Kopfarbeit ist ein Muss.

Liebevolle und konsequente Erziehung - er will seine Aufgaben verstehen, sinnloses "Rumgebrülle" bringt einen in der Ausbildung nicht

weiter - im Gegenteil!!! Einfühlungsvermögen ist gefragt, aber Konsequenz ist unbedingt notwendig.

 

Wer zu all dem bereit ist und sich mit seinem Hund auch ein Hobby, wie vorzugsweise die Jagd, oder auch Rettungshundearbeit oder Mantrailing ... um nur ein paar Beispiele zu nennen ....  teilen will, hat gute Chancen, dass sein Vizsla und er ein hervorragendes Team werden.